Assi-TV

Es sind Ferien. Man trifft sich mit Freunden, beschäftigt sich mit Dingen, die im Alltag öfter mal liegen bleiben und in Ausnahmefällen holt man ein wenig Schulstoff nach. Es gibt jedoch auch Phasen, in denen man auf gar nichts davon Lust hat und schaltet aus Langeweile mal den Fernseher an, in der Hoffnung mal eben irgendetwas zu finden, dass einen ablenkt. Prinzipiell ist da nichts gegen einzuwenden, ein Problem wird es nur wenn diese Phasen wochentags in die Zeit von 15-18 Uhr fällt. Denn dann herrscht, solang man grade nicht an Ameisendokumentationen auf Französisch auf Arte interessiert ist, auf den deutschen Sendern Assi-TV.

Man wird zugebombt mit We are Familien im Brennpunkt, die sich mit Schulermittlern herumschlagen müssen, und wie sie nicht alle heißen. Wenn mal sich dieses Programm länger als 2 Sekunden am Stück antut, kann „leicht zu dem Schluss kommen, ganz Deutschland sei auf Hartz IV“ (Süddeutsche). Gut die Geschichten sollen ja mitten aus dem Leben stammen und ich halte es ja auch für realistisch, dass einige dieser Storys nicht nur an den Haaren herbeigezogen sind. Komplett beurteilen kann ich das nicht, da ich mich dafür zu wenig in diesem Umfeld bewege. Was ich aber beurteilen kann, ist, dass die schauspielerische Leistung der Darsteller gleich null ist. Meistens werden hier Laiendarsteller benutzt, um angeblich den Realismus zu fördern. Mir hingegen kommt es vor, als ob damals die Figuren der Augsburger Puppenkiste Gefühlsregungen realistischer darstellen konnten. Das liegt allerdings auch nicht nur an den Darstellern, sondern auch am Drehbuch. unsere Lieblingssendungen bei RTL & Co. sind nämlich sogenannte „Scripted Reality-Shows“, die für wenig Geld von Produktionsfirmen hergestellt werden. Das die einzelnen Folgen für die Sender billig sind, scheint daran zu liegen, dass bei den Drehbuchautoren gespart wird. Das Tolle für die Sender daran ist jedoch nicht nur der Preis, sondern auch die Quote. So finden sich unter den 20 meistegesehenen Sendung von gestern mit „Familien im Brennpunkt“, „Verdachtsfälle“, und „Die Schulerermittler“ gleich 3 Folgen dieser Gattung. Zusammengenommen haben sie mehr Zuschauer als die Tagesschau!

Na klar, dass auch die öffentlich-rechtlichen diesen Trend bemerken, und so denkt auch der NDR über ein ähnliches Format da. Man könnte ja einen Dorfpolizisten seine Geschichten erzählen lassen und dem Urkonzept nach Laiendarsteller verwenden. Natürlich will beim NDR keiner bei RTL abgucken, aber mir stellt sich die Frage, wie sie diese Sendungen erträglich machen sollen. Normalerweise würde ich ja jetzt darauf verweisen, dass dafür GEZ-Gebühren drauf gehen, aber bei 100 000 € – 150 000€ sage ich nichts, solange das ZDF noch 11 Millionen Euro für eine Neuauflage von Sisi über hat.

Vielleicht kann mir ja jemand erklären, warum Assi-TV in Deutschland so erfolgreich ist, ich verstehe es nicht.

Quellen:

http://krz.ch/vqYU

http://krz.ch/vqYU

One Response to Assi-TV

  1. Kevin Bauer says:

    Hallo!
    Kann dir in deinem Blog nur zu stimmen, bin aber der Meinung, dass es sich in der Zeit von 15-18 Uhr generell nicht lohnt TV zu schauen! Irgendwelche Liebessoapes. die 4587. Folge von Eisbär, Löwe & Co. und Kochsendungen auf ZDF, ARD etc., sinnloses Sportquiz auf Sport1 (ein Thema für sichs selbst, eine riesen Abzocke…) und die 23. Wiederholung von irgendeiner amerikanischen Serie auf Kabel1, Vox etc. machen es einem echt leicht beim rumzappen bei den Realityshows zu landen.
    Ich selbst halte dies auch nicht mehr als 2 Sekunden aus, aber es gibt sicher auch viele, die die Sendungen als Genugtuung und rein zur Belustigung schauen, mit dem Wissen oder der Hoffnung, dass man selber noch nicht so tief gefallen ist…eine der größten Beruhigungen des menschenlichen Egos ist die Hoffnung/ das Wissen das es anderen noch schlechter geht, als einem selbst!

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